Ina Regen

Eigenes Label, neue Musik, neues Selbstverständnis - Ina Regen startet dieser Tage mit ihrem dritten Studioalbum „Fast wie Radlfahrn“ durch und ...

Ich will mich als Frau auch so positionieren, wie ich glaube, was dieser Gesellschaft ein bisschen fehlt: Frauen, die man ernst nimmt und die man abseits von ihrer Äußerlichkeit für ihren Intellekt, ihre Gedanken und ihre Professionalität sieht und schätzt. Und die zeichnet uns auch sehr aus. Wir alle haben Dualitäten in uns, die wir anerkennen müssen. Es gibt offensichtlich passendere Kombinationen als die rotzige Flinte und die melancholische Ina Regen, aber gerade durch die Verschiedenartigkeit kriegt der Song einen besonderen Zauber. Wiener Bezirk gegen Kreuzberg in Berlin, Kaffee gegen Chardonnay, Dialekt gegen Hochdeutsch - ist das eine Ode an den Diskurs und das Miteinander? Ich habe gelernt und erfahren, dass diejenigen, die zu meinen Konzerten kommen, sich dieselben Gedanken machen und dankbar sind, dass sie jemand zum Ausdruck bringt. (lacht) Ich kann besser mit der Kritik leben, ich wäre manchmal zu mahnend und erziehend, als ich wäre belanglos und hätte keine Haltung. Leben wir aber weiter wie momentan, beenden wir mutwillig dieses Wunder und stellen uns an die Wand. Ich war in Auschwitz und habe mir die Führung dort angesehen. Ich will nicht jeden Abend auf der Bühne die großen Predigten halten und die Leute haben es sich verdient, auch einmal abschalten zu können. Da bin ich dann härter und strenger, als ich es gerne wäre. Ich ermahne mich dann eher dazu, dass etwas auch Scheiße sein darf und ich das zugeben darf.