Karl Lauterbach plant große Veränderungen im Gesundheitswesen. Was diese bedeuten und welche Folgen sie haben, erklärt Dr. Hontschik.
Und das größte Problem neben den Fallpauschalen, die Privatisierung und Profitorientierung, wird von dieser „Revolution“ gar nicht berührt. [Lauterbach plant die Abschaffung der Fallpauschalen](https://www.fr.de/politik/karl-lauterbach-91959820.html), denn diese seien für die [ökonomische Schieflage der Krankenhäuser](https://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/hessens-krankenhaeuser-gefahr-von-insolvenzen-91849222.html) verantwortlich! Es ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung, wie er vor Lauterbach seit Jahrzehnten von niemandem gegangen worden ist. Plötzlich aber sagte er, dass die Discounter-Medizin beendet werden müsse, dass nicht der billigste, sondern der beste Anbieter Zuschläge erhalten solle und dass nicht hohe Fallzahlen, sondern Qualität und Angemessenheit die Krankenhausfinanzierung leiten müssten. [Corona](https://www.fr.de/thema/corona-virus-sti1424368/)-Horrorszenarien Angst und Schrecken zu verbreiten. Und jetzt schlug er vor, dass ganze Krankenhäuser von Pflegekräften geleitet werden sollten. Mit diesen Worten stellte [Olaf Scholz](https://www.fr.de/politik/olaf-scholz-spd-bundeskanzler-kandidat-bundestagswahl-politik-90817204.html) vor einem Jahr den „Minister der Herzen“ vor, wie er damals tituliert wurde. Jüngst sprach er davon, dass Nachtdienste in der Pflege wegfallen sollten, um die katastrophalen Personallücken tagsüber zu kompensieren. Mit zwölf Gesetzen und etwa fünfzig Verordnungen hat er in einem Jahr nahezu alle im Gesundheitswesen gegen sich aufgebracht. Stattdessen bringen [andere schwere Atemwegserkrankungen, besonders bei Kindern,](https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/rsv-ry-virus-infektion-schwere-krankheitsverlaeufe-kinder-symptome-atemwegserkrankung-zr-91973162.html) Arztpraxen und Krankenhäuser an ihre Grenzen – eine Folge fehlender Abwehrkräfte nach langer Isolation. Als diese in die Kritik geriet, weil ihr Ausbeutung der Putzkräfte und Unterlaufen des Mindestlohns nachgewiesen wurde, schwieg er still. 2007 trat die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt mit einem „Gesundheitswirtschaftlichkeitsgesetz“ hervor.
Karl Lauterbach hat eine schwierige Zeit als Gesundheitsminister, findet Tilman Billing. Der Experte macht das an auffälligen Details und Schwächen fest.