Sie sang mit Punk-Bands wie "Ton Steine Scherben" oder "Extrabreit" und experimentierte mit Jazz, Chansons, Techno oder HipHop. Inzwischen ist Marianne ...
Selbst das Autogramm, das sie Jahre später bei einem Backstage-Treffen in der Deutschlandhalle bekam, ist weg: "Das habe ich bei einem meiner Umzüge verloren. Ist der Albumtitel Programm? "Eine Diva arbeitet selbstbestimmt und sagt, was sie braucht - ja, dann bin ich eine Diva." Und so ist von dem kleinen Mädchen, das einst Beatles-Star McCartney um einen Brief anflehte, nichts mehr geblieben. "Sonst kauft keiner mehr deine Platten." Marianne hält sich an die Anweisung. "Viel zu lange", sagt sie heute und engagiert sich für die Rechte von Minderheiten. Zwei Jahre später schafft "Diva" immerhin Platz 5 - auch das eine Platzierung, die Marianne Rosenberg zu ihren besten Zeiten mit einem Album nie gelungen war. Nein, ein "Grufti" ist sie nicht - aber auch nicht konform: Rosenberg engagiert sich gegen den Häuser-Leerstand in Berlin und nimmt an Demonstrationen teil. Die "ungehobelte Kapelle und die Schlagerprinzessin" - das sorgt auf beiden Seiten der Branche für Irritationen. Doch die Rosenberg ficht das nicht: Sie genießt den Image-Wandel, hat eine lila Strähne im Haar und amüsiert sich über Kinder-Fragen wie "Bist du ein Grufti?" Eine prägende Begegnung. Beide haben denselben Manager, aber streben in unterschiedliche Richtungen: "Er wollte sehr viele Platten verkaufen und in den Mainstream." Sie habe hingegen eine andere Sprache für ihre Songs gesucht - weg von naiven Liebesliedern. Reiser bringt sie dazu, ihre Texte selbst zu schreiben. Zum Beispiel die Herkunft, die Familie. "Sag, deine Vorfahren kommen aus Ungarn", bläut Vater Otto seiner Tochter an deren Karrierebeginn ein. Da fühle ich mich sehr geehrt, dass ich auch darin vorkomme." 2020 erscheint ihr Studioalbum "Im Namen der Liebe" - mit dem sie erstmals in ihrer Karriere Platz eins der Charts erreicht. Sie nimmt aber auch Songs mit Dieter Bohlen auf - für Fernsehserien wie "Rivalen der Rennbahn" oder "Die Stadtindianer". Zwischendurch covert sie "Strong enough" von Cher und gibt die Hauptrolle im Kurt-Weill-Musical "Venus". Marianne Rosenberg sitzt zeitweise auch in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" (was sie inzwischen bedauert). Selbst Rap und Hip Hop sind vor ihr nicht sicher: 2022 arbeitet sie für eine TV-Show mit Eko Fresh zusammen: "Ich habe gelernt, wie man Worte in rasender Geschwindigkeit ausdrückt. Wahnsinn! Es ist spannend, auch in meinem Alter noch zu lernen." Plötzlich sind Schlager, Glitzer und Glamour nicht mehr so interessant.