Bilderbuch machten im Ernst-Happel-Stadion als Einheizer trotz miesem Sound einen guten Eindruck, ließen die Gitarren ordentlich aufjaulen und konnten mit ...
Welchen Drive Drummer Steve Jordan, der den Platz von Watts eingenommen hat, in die Gruppe brachte und wie kongenial er mit Bassist Darry Jones die Rhythmusmaschine bildet, zeigte sich u.a. bei „Paint It Black” – besser geht’s nicht. „Meine Diet ist kaputt”, grinste der Sänger und tänzelte dennoch in Topverfassung, körperlich wie stimmlich, permanent über die Laufstege. Eine Pause war ihm nur bei einer Doppel-Gesangseinlage („Slipping Away”, „Happy”) von Keith Richards, von Jagger als „my Haberer” vorgestellt, vergönnt. Bilderbuch machten im Ernst-Happel-Stadion als Einheizer trotz miesem Sound einen guten Eindruck, ließen die Gitarren ordentlich aufjaulen und konnten mit dem verspielten „Spliff” oder dem treibenden „Maschin” die Besucher zu großen Teilen mitreißen. Sänger und Gitarrist Maurice Ernst gab einen soliden Frontman ab, der abseits des Stammpublikums bzw.
Vor 56.000 Zuschauern haben die Rolling Stones am Freitagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion bei ihrem 17. Österreich-Konzert eine eindeutige Antwort auf ...
der Stones in Österreich. Zum ersten mal betraten sie im Jahr 1965 eine heimische Bühne. Damals spielten sie in der Wiener Stadthalle in der ursprünglichen Besetzung, von der heute nur noch Jagger und Richards geblieben sind. Abgeschreckt hat der Preis offenbar kaum jemanden, das Stadion war gut gefüllt. Und es ist schwer vorstellbar, dass jemand meint, nicht auf seine oder ihre Kosten gekommen zu sein. Wichtig war nur: Die Stones boten ein Fest der guten Laune und des Rock’n’Roll. Man merkt den Herren ihr Alter wirklich nicht an. Nach 60 Jahren Bandgeschichte und 240 Millionen verkauften Alben kann man es ganz offensichtlich angstfrei genießen, vor 56.000 Menschen zu spielen und auch die Bandchemie scheint weitaus besser, als sie es in der Vergangenheit mitunter war. Funkensprühende Visuals tauchten die Bühne in tiefes Rot bei „Sympathy for the Devil“. Jagger trug jetzt grün unter dem Glitzersakko, das war wohl dem Kontrast geschuldet. Ernst nutzte die Räume, bei Bungalow rannte er die Stege auf und ab, als wäre er Jagger persönlich. Und bei „Maschin“ wurde dann bis in die letzte Reihe gejubelt. Die aktuell live gespielte Version erfindet den alten Song noch einmal neu und treibt ihn weiter, hin zum bisherigen Höhepunkt des Konzerts. Mit riesiger Spielfreude folgte „Honky Tonk Woman“. Anders als in Spielberg saß diesmal auch jeder Ton von Richards, ganz ohne ungewollter Dissonanzen. „Let’s Spend the Night Together“ regte zu ausgelassenem Tanzen an, selbst auf den Sitzplätzen. Jagger wandte sich auf Deutsch ans Publikum: „Das ist die erste Tour ohne Charlie. Und er fehlt uns sehr.“ Watts war bei den Stones ein Jahr nach ihrer Gründung eingestiegen. Schon vor dem Konzert durfte das Publikum online einen Song auswählen. Jagger, wieder auf Deutsch: „Der Song, den ihr ausgewählt habt: ‚Wild Horses‘“. Selten gab es einen schöneren Liebesbeweis als den jenes Teenager-Sohnes, dessen Vater bei „Wild Horses“ im Sitzplatzbereich eskalierend tanzte, der sich trotzdem nicht abwandte, sondern sogar tapfer mitwippte. „Schön, wieder in Wien zu sein“, freute sich Jagger, bevor die Stones mit „Like a Rolling Stone“ von Bob Dylan weitermachten. Give me your hands!“ Das Stadion klatschte mit, auch viele von jenen, die Bilderbuch ganz offensichtlich nicht kannten. Friedlich strömten die Besucherinnen und Besucher zum Stadion und harrten in den langen Schlangen aus.
Darf Mick Jagger leutselig über Stelze und Bier plaudern? Aber ja. Solange seine Band ihre dunkle Energie stets neu am Chaos auflädt.
Obwohl: „Wild Horses“ heult er mit aller erwünschten Inbrunst, und dann singt er das o wieder so kurz, das es weh tut . . . Das Kalt-warm-Spiel mit der Enttäuschung und Befriedigung von Erwartungen läuft, die Rolling Stones sind die perfekte Maschine dafür. Bis zum Schluss. Als Zugaben spielten sie diesmal, auch das eine schöne Kombination, erst „You Can't Always Get What You Want“ (mit einem ukrainischen Kinderchor) und dann „(I Can't Get No) Satisfaction“. Dessen gieriges Riff die Menge noch heulte, als die Lichter im Stadion schon aufgedreht waren. Erst dadurch wirkte die schreiende Intensität des Duetts von Jagger mit der Sängerin (Sasha Allen) so unerhört, als erlebte man es zum ersten Mal. „My name is called disturbance“, singt Jagger in „Street Fighting Man“, das in Wien die Eröffnungsnummer war: Vielleicht darf man das als Bekenntnis zur auch musikalischen Verstörung auffassen? Solche lud auch „Paint It Black“ mit neuer dunkler Energie auf, und sogar „Start Me Up“, mit seiner schlichten Aufreißer-Attitüde der schwächste Song im aktuellen Programm (auch der einzige, wo Schlagzeuger Steve Jordan zu derb spielt), gewann durch Ron Woods anarchische Einwürfe. Wenn er servil „Servus, Wien“ ruft, wenn er Keith Richards als „Haberer“ und Ron Wood als „Picasso of the Prater“ bezeichnet. Er deutet mit beiden Zeigefingern zugleich rhythmisch aufs Publikum. Etwa wenn er dieses in „Out Of Time“ – zurzeit einem emotionalen und ästhetischen Höhepunkt der Stones-Konzerte – den Refrain singen lässt, dadurch das Publikum ihm sagen lässt, dass ihn die Zeit überholt habe, wohlwissend, dass das nie passieren darf . . . Und das untermalt er mit dieser manischen Geste, die anführend im zweifachen Sinn wirkt: die Massen dirigierend und zugleich Anführungszeichen setzend.
Am Freitag zeigten die Rolling Stones im Ernst-Happel-Stadion Wien mit ihrem vielleicht bisher besten Konzert in dieser Stadt, dass sie es immer noch drauf ...
Welchen Drive Drummer Steve Jordan, der den Platz von Watts eingenommen hat, in die Gruppe brachte und wie kongenial er mit Bassist Darry Jones die Rhythmusmaschine bildet, zeigte sich u.a. bei "Paint It Black" - besser geht's nicht. "Meine Diet ist kaputt", grinste der Sänger und tänzelte dennoch in Topverfassung, körperlich wie stimmlich, permanent über die Laufstege. Eine Pause war ihm nur bei einer Doppel-Gesangseinlage ("Slipping Away", "Happy") von Keith Richards, von Jagger als "my Haberer" vorgestellt, vergönnt. Bilderbuch machten im Ernst-Happel-Stadion als Einheizer trotz miesem Sound einen guten Eindruck, ließen die Gitarren ordentlich aufjaulen und konnten mit dem verspielten "Spliff" oder dem treibenden "Maschin" die Besucher zu großen Teilen mitreißen. Sänger und Gitarrist Maurice Ernst gab einen soliden Frontman ab, der abseits des Stammpublikums bzw.
Anlässlich ihres 60-jährigen Bandjubiläums luden die Rolling Stones ins Wiener Ernst-Happel-Stadion – und begeisterten die Massen.
The Rolling Stones (© Stephan Brückler) The Rolling Stones (© Stephan Brückler) Seit gefühlt 20 Jahren heißt es, sie seien auf Abschiedstournee, doch die Rolling Stones selbst scheinen davon nichts wissen zu wollen.
Statt eines Gleitpensionskonzerts gibt es den wahrscheinlich besten Österreich-Auftritt der Band im 61. Bestandsjahr.
Aber auch die neue Rhythmusgruppe bewährt sich: Steve Jordan, der den verstorbenen, großen Charlie Watts ersetzt, und Darryl Jones grooven wie tänzelnde Straßenwalzen. Der Song kommt mit einer Heftigkeit, die man den Stones gar nicht zugetraut hätte. Das Publikum ist kurz verblüfft und geht dann geordnet zum großen Jubel über. Keith Richards sägt nicht mehr, wie früher, stur seine Riffs durch die Melodien, sondern er wuchtet Akkord-Brocken in den Raum, an denen sich seine Mitmusiker abarbeiten dürfen, indem sie mit Hammer und Meißel songähnliche Formen aus ihnen hauen. Richards sieht mittlerweile aus wie sein eigener Urgroßvater und gleichzeitig wie sein eigener Urgroßenkel – ein 78 Jahre altes Kind, das mit Neugier schaut, was es mit seinem Spielzeug anstellen kann. Wenn Sie diese anzeigen wollen, stimmen sie bitte Piano Software Inc. zu. Man könnte das als Mahnung an alle Personalchefs dieser Welt verstehen: Unterschätzt nicht den Wert älterer Arbeitnehmer!
Die britische Band gab ein zweistündiges Konzert im Ernst-Happel-Stadion. Ein Kirchgang mit einem kurzen Hänger in der Predigt.
Stelze, Dosenbier, Sachertorte, Apfelstrudel, wie er zwischen zwei Songs als Mahnung an die Jugend gestand, hat er sich am Tag vor dem Auftritt in die Venen geschossen, als er auf der Suche nach Stoff durchs Ghetto rund ums Hotel Sacher gezogen ist. Mick Jagger ist ein Mann der Ausschweifung. Sex, Drogen, Rock’n’Roll – nichts davon hat er erfunden, doch wenige haben so viel davon gekostet wie er. Die britische Band gab ein zweistündiges Konzert im Ernst-Happel-Stadion. Ein Kirchgang mit einem kurzen Hänger in der Predigt