Anderl: „Reinigung und Sauberkeit sind uns allen gerade in der Pandemie besonders wichtig – jene Menschen, die diese Arbeitsleistung erbringen, ...
Die Reinigung an den Tagesrandzeiten macht die Arbeit der Reinigungskräfte einerseits „unsichtbar“ und führt zu einer geringeren Wertschätzung. Andererseits stellt sie für das Familienleben der Betroffenen eine große Belastung dar: morgens um 6 oder abends um 18 Uhr gibt es kein Kinderbetreuungsangebot mehr. Der Arbeitgeber lehnte das ab und bot ihr stattdessen nur eine Verringerung der Arbeitszeit an. Eine Frau arbeitete seit drei Jahren 35 Stunden pro Woche bei derselben Firma als Reinigungskraft und ging dann zwei Jahre in Karenz. Nach ihrer Rückkehr forderte sie ihr Recht auf eine Änderung der Lage der Arbeitszeit ein und wollte, statt wie bisher von 6 bis 14 Uhr von 8 bis 16 Uhr arbeiten. Die sehr unangenehmen Arbeitszeiten gehören zu den stärksten Belastungen für Arbeitnehmer:innen der Branche. Den Kindern Frühstück machen oder sie am Abend bei der Hausaufgabe betreuen, ist für diese Arbeitskräfte selten möglich. Dabei ist gerade die Reinigung eine wichtige Dienstleistung in den Unternehmen. In vielen Geschäften und Büros wird bloß deshalb im Morgengrauen und in den späten Abendstunden geputzt, weil man keine Kreativität bei der Arbeitsorganisation zeigt. Sie verdienen bessere Arbeitsbedingungen und generell mehr Wertschätzung.“
Wischen, staubsaugen, Toiletten reinigen, diese Arbeit wird vor allem von Frauen erledigt – zu unattraktiven Zeiten und unter harschen Bedingungen.