Erstmals seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft ist Angela Merkel wieder aufgetreten. Im Berliner Ensemble erlebte man eine Altkanzlerin, die sichtlich betroffen ...
Und sie sagt auch, bei den Verhandlungen in der Vergangenheit habe ihr Herz "immer für die Ukraine geschlagen". Politik ist eben das, was möglich ist, scheint Merkels Leitgedanke auch im Rückblick zu sein: "Ich habe versucht, in die Richtung zu arbeiten, dass Unheil verhindert wird und Diplomatie ist ja nicht, wenn sie nicht gelingt, falsch gewesen. Auch dass die Bundeswehr unter ihrer Regierung "verlottert" sei, will Merkel nicht auf sich sitzen lassen. In blauem Blazer sitzt sie in einem Sessel vor rotem Bühnenhintergrund. Ein fast gemütliches Setting. Sie mache nur noch "Wohlfühltermine", sagt sie irgendwann süffisant an diesem Abend, der zwischen lockeren Plaudereien über das "Auslüften" an der Ostsee und dem Nachdenken über schwerwiegende politische Entscheidungen schwankt. Angela Merkel ist zurück. Es ist nicht mehr die ganz große Weltbühne, sondern der Theatersaal des Berliner Ensembles, in dem sie fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Ende ihrer Kanzlerschaft vor die Öffentlichkeit tritt. Vorm Gebäude machen sie Selfies vor dem Plakat, auf dem die Kanzlerin a.D. großformatig und freundlich in die Welt schaut.
Der Journalist Alexander Osang führte ein launiges, aber auch sehr ernstes Gespräch mit Angela Merkel. Über ihre Auszeit, die Ampel und Putin.
"Ich muss nicht sagen, ob das 9-Euro-Ticket gelungen ist", scherzt sie und macht deutlich, dass sie sich sehr auf die Italienreise gefreut hätte. Viele dieser Ausstellungen seien in den letzten Jahren nur an ihr vorbeigeflogen. Und auch nicht aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern weil Frankreich und Deutschland "eine Moderationsrolle" eingenommen hätten. Jetzt sei allerdings eine "Zäsur" eingetreten und eine andere Zeit. Angela Merkel vermeidet es auf der Bühne des Berliner Ensembles sich in die aktuelle Politik der Ampel-Koalition einzumischen. Fast fünf Wochen sei sie nach dem Amtswechsel an der Ostsee gewesen. Auf der Bühne des Berliner Ensembles sitzt eine schlagkräftige und ausgeruhte Altkanzlerin - fast wie in alten Zeiten. Genau ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass sie die Amtsgeschäfte an Olaf Scholz übergeben hat. Angela Merkel macht sich keine Illusionen über den russischen Präsidenten: "Putins Feindschaft geht gegen das westliche demokratische Modell. Er will die Europäische Union zerstören, weil er sie als Vorstufe zur Nato sieht."
So offen wie nie spricht die Altkanzlerin über den Ukraine-Krieg und kämpft um ihr politisches Vermächtnis. Es wird klar: Außenpolitisch war sie immer eine ...
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Die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin hat ihr Schweigen gebrochen und sich auch zum Krieg in der Ukraine geäußert.
"Das ist nicht meine Aufgabe, jetzt Kommentare von der Seitenlinie zu geben", sagt sie. Sie habe "volles Vertrauen" in die neue Bundesregierung und Olaf Scholz, sagt sie. Es seien Menschen am Werk, die keine "Newcomer" seien und die Gegebenheiten kennen würden. Und für den Fall, dass es mal nicht so laufe, habe sie noch ihre Hebel. "Wenn jetzt etwas passieren würde (...), wo ich sage, das geht in die vollkommen falsche Richtung, dann kann ich sehr viele anrufen. Sie sei nicht "blauäugig" im Umgang mit Russland gewesen. Es ist eine große Trauer, dass es nicht gelungen ist", sagt sie. Nicht zuletzt habe sie dann bei militärischen Ehren Angst gehabt, dass das Zittern wieder auftrete. Was der Kanzlerin aber gegen den Strich geht: Dass ihr nun angelastet wird, dass die Bundeswehr so heruntergewirtschaftet ist. Hört sich gut an, wäre da nicht das, was Merkel "Zäsur" und andere "Zeitenwende" nennen. Die deutsche Russland-Politik der letzten zwei Jahrzehnte, die Merkel maßgeblich bestimmt hat, liegt in Scherben. "Ich habe es glücklicherweise ausreichend versucht. Eine Entschuldigung für den von vielen als zu nachsichtig gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierten Kurs lehnte sie am Dienstagabend in Berlin in ihrem ersten großen Interview seit dem Ausscheiden aus dem Amt ab. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Russland-Politik in den 16 Jahren als Regierungschefin vehement verteidigt.
KIEW. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich kritisch über die russische Operndiva Anna Netrebko geäußert.
(...) Ich finde, wir sollten gucken, wer unterstützt das, was Putin macht, und wer unterstützt das nicht." (...) Politisch hat sie schon Dinge gemacht, die ich absolut verurteile". Ins Detail ging Merkel bei der Veranstaltung im Berliner Ensemble nicht. In dem vom Aufbau Verlag und dem Berliner Ensemble organisierten Gespräch mit dem "Spiegel"-Reporter Osang mahnte Merkel am Dienstagabend zugleich: "Ich glaube nicht, dass wir jetzt ein Verbot von russischer Kultur machen sollten.
Die Ex-Kanzlerin wurde Gedanken zu ihrer Russland-Politik los. Damit gab sie einen Einblick in die viel kritisierte deutsche Außenpolitik – und deutete ...
Daraus lassen sich Schlüsse zur deutschen Außenpolitik ziehen – in denen sich auch Widersprüche und Versäumnisse finden. Am Dienstagabend begab sie sich auf die Theaterbühne, um in einem eineinhalb Stunden dauernden Gespräch mit einem Journalisten ein paar Dinge zu Russland loszuwerden. Sechs Monate hatte die Ex-Kanzlerin kaum von sich hören lassen.
Angela Merkel sagt nicht "mea culpa", sie spricht keine keine Entschuldigung: Die Altkanzlerin möchte ihr Erbe gar nicht (v)erklären.
Sie hat nun vor, ganz in Ruhe ihre politischen Memoiren zu schreiben. Politik ist immer auch Gefühl, Emotion, manchmal auch Nostalgie. Und deswegen war die erste Frage, die sich fast jedem stellte, als Angela Merkel Monate nach ihrem Abschied zum ersten Mal wieder eine richtig große Bühne in Berlin bestieg: Hat man sie eigentlich vermisst? Sie hat mit ihrer Kanzlerschaft abgeschlossen.