Rodrygo (21) hat Real Madrid ins Champions-League-Finale gehievt, das er wahrscheinlich nicht beginnen wird - auch wenn er noch in der Schuld seines Vaters ...
In der Champions League auf jeden Fall, dort sind er und sein Verein einfach beflügelt. Auch von der Wette mit dem Vater, die noch nicht ganz abgeschlossen ist. Seit Modric und Rodrygo von diesem ungewöhnlichen Umstand wissen, nennen sie sich wirklich "Vater" und "Sohn", der Kroate zählt zu den wichtigsten Förderern des Brasilianers. Ernstgenommen wird er selbst, der in dieser Saison hauptsächlich als Joker glänzen konnte, seit seinem besonderen Doppelpack gegen ManCity dafür so richtig. "Früher habe ich links gespielt, ich kann auch in der Mitte spielen", räumte der inzwischen 21-Jährige vor wenigen Wochen ein. Selbst in Madrid ist die Champions League nicht Tagesgeschäft, und in diesem tut sich Rodrygo schwer. Das ist schon skurril für einen Stürmer von Real Madrid, der in den kommenden Jahren wohl als Stammkraft die Tore schießen soll, die sich die Königlichen eigentlich vom in Paris bleibenden Kylian Mbappé erhofft hatten. Links kann ich etwas mehr leisten, aber die rechte Seite gefällt mir jetzt etwas besser, weil ich eigentlich immer dort spiele." Die obligatorischen Vater-Sohn-Wetten motivieren ihn zwar, so ernst nehme er sie aber nicht. Der verletzte Toni Kroos ist gar nicht dabei und Luka Modric bereits ausgewechselt, als im Stadio Giuseppe Meazza die junge Garde übernimmt. Eduardo Camavinga spielt einen Doppelpass mit Federico Valverde und bedient Rodrygo, der den Ball kurz vor Schluss eiskalt ins Eck schießt. Real 1, Inter 0. "Auf der rechten Seite entwickle ich mich noch. Die Königsklasse wird sein Wettbewerb, dadurch passt er zu den Königlichen, die weiterhin auf ihn setzen, obwohl Rodrygos Entwicklung seit dem Galatasaray-Spiel lange Zeit stagniert. Ein Jahr später tritt er die Reise über den Atlantik an und braucht nur fünf Monate, um - mit 18 - in der Champions League gegen Galatasaray drei Tore zu erzielen.
Der unbeschwert wirkende Rodrygo ist bei Real Madrid ein Versprechen auf die Zukunft. Schon jetzt schießt der Brasilianer wichtige Tore....
Mit diesem Gespür für das Spielgeschehen im Strafraum und den schnellen und sicheren Abschlüssen zeigt er Qualitäten, derer er sich offenbar selbst nicht so richtig bewusst ist. Im Halbfinale gegen Manchester bot Benzema Rodrygo schon an, nach seinen beiden Toren auch den entscheidenden Elfmeter in der 95. Denn Kylian Mbappé, der Spieler, der künftig den feinen Unterschied zwischen Real Madrid und anderen Topteams ausmachen sollte, hat vor einer Woche entschieden, nicht nach Madrid zu kommen. Er breitete die Arme aus und blickte in den Himmel. Dann fiel er auf die Knie, legte das Gesicht in den Rasen. Spielminute die Aufholjagd gegen Manchester City möglich gemacht, bevor Benzema in der Verlängerung vom Elfmeterpunkt Real Madrid den Einzug ins Finale an diesem Samstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League, im ZDF und bei DAZN) sichern konnte. Dabei galt der so unbeschwert wirkende Rodrygo mit seinen 21 Jahren bislang eher als Versprechen für die Zukunft, als unfertiger Fußballspieler, den man nicht überfordern sollte. Nach langen Sekunden lief sein Sturmkollege Vinicius mit einem breiten Lachen auf ihn zu und umarmte seinen Landsmann. Rodrygo hatte nach seiner Einwechslung knapp 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit mit seinen beiden Toren in der 89. Bei ihm ist diese völlige Fixierung gutgegangen. Die Familie ging mit ihm nach Madrid, als er 2019 bei Real unterschrieb, der ehemalige Konditionstrainer des Vaters betreut heute den Sohn. Mehr als drei Kilo Muskelmasse hat er sich in Madrid antrainiert, doch Rodrygo wirkt weiterhin schmächtig. Ganz anders zeigt er sich auf dem Platz. Diese zurückhaltende Art zeichnet ihn aus. Während Spieler und Ersatzspieler von Real Madrid nach dem Halbfinalsieg über Manchester City in der Freude vor der Bank übereinander fielen und der fast 20-köpfige Betreuerstab im Kreis tanzte, wendete sich Rodrygo zum inzwischen leeren Tor, in das er wenige Minuten zuvor zwei Mal getroffen hatte. Ancelotti sagte vor dem Endspiel, er spreche zwar nie über Spieler anderer Vereine. Aber Real Madrid habe mit dem defensiven Camavinga (19), Vinicius (21) und eben Rodrygo (21) bereits jetzt die Zukunft im Team.