Michael Sturmingers Komödie als ironische Nabelschau mit Ulrich Tukur in der Rolle eines machtgeilen, chauvinistischen Stardirigenten – Mittwoch, 20.15 Uhr, ...
Michael Sturmingers TV-Film über #MeToo in der Opernwelt am Schauplatz der Salzburger Festspiele läuft heute (27. April) im ORF.
Auch Menschen wie Netrebko haben Verwandte, und die leben vielleicht in Russland. Wir haben nicht das Recht, deren Heldenmut einzufordern. Das ist natürlich ein komödiantisches Mittel. Diese Falle ist aber auch ein lauteres Mittel. Es müsste sich ja niemand so verhalten, dass das nachher schlecht für ihn ausgeht. Und ich weiß auch, dass man ihn nicht einladen kann. Bei den Salzburger Festspielen inszenierte er 2017 den „Jedermann“ neu, zunächst mit Tobias Moretti, dann mit Lars Eidinger. 2021 wurde seine Osterfestspiel-Inszenierung von Puccinis „Tosca“ mit Anna Netrebko bei den Sommerfestspielen wiederaufgenommen. Menschen verschwinden in Gefängnissen, oder sie werden bedroht, finden „Z“-Zeichen an der Tür. Es ist für jemanden, der außerhalb dieser Gesellschaft lebt, total unangebracht, den Menschen in Russland zu sagen, wie sie sich zu verhalten hätten, und binnen drei Tagen sollten sie sich von etwas distanzieren. Und trotzdem geht das nicht, was er macht. Wir durften an allen Originalschauplätzen drehen und da ich Salzburg mittlerweile ganz gut kenne, ist es ein wahrhaftiger, komödiantisch zugespitzter, aber doch liebevoller Blick. Man könnte auch einen boshafteren Film zu den Festspielen machen. Und dann gibt es Leute, die sich moralisch entrüsten und noch drauf treten, wenn jemand am Boden liegt. Der Gedanke war, zu den pathologischen Widerlichkeiten, die es da gibt, auch einmal einen Schritt zurück zu machen. Als ich das Drehbuch geschrieben habe, hatte ich die Vorstellung, dass zum 100. Weil das einfach vorbei ist. Aber darum geht es ja hier gar nicht.
TV-Premiere auf ORF 2: Michael Sturminger hat mit „Die Unschuldsvermutung“ ein teils sehr komisches Sittenbild der Opernszene gezeichnet.
Zwar driftet „Die Unschuldsvermutung“ unweigerlich in Richtung „MeToo“-Moralstück ab, das dieser Film letzten Endes doch ist. Kann doch mit Recht angenommen werden, dass Sturminger als langjähriger Opernregisseur, selbst Theaterintendant (Perchtoldsdorf) und, nicht zuletzt, selbst „alter weißer Mann“ in diesem Betrieb, reichlich Einblicke gewonnen haben dürfte. Da fliegt die Biografie des Exgatten, in der sie kein einziges Mal erwähnt wird, auch schon quer über die Sacher-Balkone. Des Sacher Salzburg, wohlgemerkt.