In Ulrich Seidls „Rimini“spielt Schauspieler Michael Thomas einen Schlagerstar, der seine besten Zeiten hinter sich hat und nun seine Fans im winterlichen ...
Mein Gott, wenn ich mich nicht darauf einlasse, dann bin ich ein Beamten-Schauspieler. Das war ich nie und will ich nicht sein. Das ist die Art, in der Ulrich Seidl arbeitet, und die ich sehr toll finde. Die Rolle meines Lebens stimmt aber insofern nicht, dass ich nicht Richie Bravo bin, aber ich habe ihn unglaublich gerne gespielt. Richie Bravo hätte schon lange aufgegeben, wenn er schwach wäre. Er ist aber nicht schwach. Ich finde, das ist eine unglaublich spannende Art zu arbeiten, und ich bevorzuge sie auch, weil sie ganz authentisch ist. Er tut das auch, um sich nicht selbst zu verlieren. Das macht ihn ja schon fast heilig, den Ulrich Seidl, dass das dann irgendwann kommt. Die Szenen sind vorgegeben, er instruiert mich, und er instruiert meinen Partner. Wir wissen aber nicht, wie jeder instruiert ist und prallen aufeinander. Ulrich hat mich einmal singen gehört, und das hat ihm getaugt. Enfant terrible war ich immer, aber damals durfte ich es nicht sein, und jetzt darf ich es sein. Aber mit der Cannes-Nominierung und so – da war ich dann plötzlich ein anderer. Ich wusste damals gar nicht, wer Ulrich Seidl war und habe da ganz Hochdeutsch gesprochen.
Ulrich Seidl über Schlagermusik, seinen neuen Film "Rimini" und seine Kompromisslosigkeit in der Filmkunst.
Es gibt natürlich beim Film wichtige Dinge, die man berücksichtigen muss, den Drehplan, das Buch, das Team, die finanzielle Struktur und so weiter. Man muss ja die Frage stellen: Ist der Sommer mit den überfüllten Stränden und den Massen an Touristen wirklich ein Idyll? Oder kann das nicht auch Tristesse bedeuten? Die 31-jährige Regisseurin kommt nicht von der Filmakademie, sondern aus Kunstkreisen. Ist die Filmakademie noch das Maß aller Dinge? Das ist mir ganz wichtig: Dass man sich in meinen Filmen erkennt, weil sie Lebensumstände widerspiegeln, die einen selbst auch betreffen, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Ursprünglich war es nur ein Film mit diesen zwei Brüdern und zwei Geschichten, die parallel erzählt werden sollten. Es war immer schon mein Bestreben, dem Nachwuchs zu ermöglichen, seine Visionen umzusetzen, natürlich alles in einem abgesteckten finanziellen Rahmen. Aber bei mir gibt’s schon eine große künstlerische Freiheit. Und diese Orte diktieren mir in gewisser Weise, wie ich sie filmen möchte. Das kann ich nicht sagen, aber möglicherweise ist die Musik vielen Menschen zu einfach. Die Figur des Richie Bravo blieb bei mir, in Verbindung mit der Geschichte seines Bruders und des Vaters. Es ist der perfekte Held für eine Geschichte von Ulrich Seidl. In "Rimini" (Premiere bei der Diagonale und ab Freitag regulär im Kino) hat Seidl einer gefallenen Gattung Mann ein Denkmal gesetzt, die es öffentlich immer weniger zu sehen gibt. Dass er kein Zyniker ist und nicht aus reinen Geschäftsgründen auf dieser Bühne steht und singt, sondern dass es ihm wichtig ist, Menschen damit zu beglücken. Nicht jedoch, ohne ihnen Positives abzugewinnen: Bei Seidl ist dieser Held aus "Rimini", kongenial interpretiert von Michael Thomas, ein tragischer, aber auch ein liebenswerter und einer, den man trotz (oder wegen) seiner Schlager-Songs schon auch mögen muss.
Neues vom Meister der Trostlosigkeit: Der Schlagersängerfilm "Rimini" läutet auf der Diagonale den Spielstart in den Kinos ein.
Einer wie Richie Bravo, der auf der Spur der Schlager und über die Strada del Sole nach Rimini gekommen ist, wo er als Entertainer eine Existenz hat. Neues vom Meister der Trostlosigkeit: Der Schlagersängerfilm "Rimini" läutet auf der Diagonale den Spielstart in den Kinos ein Von den Selbstlauten könnte man direkt auf Selbstbewusstsein schließen. Was aber, wenn einer das Italienische als Fremdsprache spricht?
Würdevoll, aber arm müsse Schlager sein, sagen Fritz Ostermayer und Herwig Zamernik, die für Ulrich Seidls „Rimini“ die Lieder eines abgestiegenen fiktiven ...
Richie Bravo, ein verblühter Schlagersänger mit moralischen Defiziten, ist die Hauptfigur in Ulrich Seidls neuem Kinofilm „Rimini“. Für die von ihm gesungenen, kunstvoll billigen Schlager zeichnen Herwig Zamernik (aka Fuzzman) und Fritz Ostermayer verantwortlich. In John Cooks „Schwitzkasten“ sangen die Bambis, in Fatih Akins „Der Goldene Handschuh“ fräste sich die Stimme von Heintje in die Gehörgänge. In „Rimini“ nun singt Michael Thomas in seiner Rolle als Richie Bravo Ihrer beider wunderbar konstruierten Lieder. Ist immer dann der Schlager dran, wenn es trist bei den unteren Ständen wird? Würdevoll, aber arm müsse Schlager sein, sagen Fritz Ostermayer und Herwig Zamernik, die für Ulrich Seidls „Rimini“ die Lieder eines abgestiegenen fiktiven Stars komponiert haben.
Neues vom Meister der Trostlosigkeit: Der Schlagersängerfilm "Rimini" läutet auf der Diagonale den Spielstart in den Kinos ein.
Einer wie Richie Bravo, der auf der Spur der Schlager und über die Strada del Sole nach Rimini gekommen ist, wo er als Entertainer eine Existenz hat. Neues vom Meister der Trostlosigkeit: Der Schlagersängerfilm "Rimini" läutet auf der Diagonale den Spielstart in den Kinos ein Von den Selbstlauten könnte man direkt auf Selbstbewusstsein schließen. Was aber, wenn einer das Italienische als Fremdsprache spricht?
In seinem neuen Film portraitiert der österreichische Ausnahme-Regisseur einen abgetakelten Schlagersänger. Im FM4 Interview erzählt Seidl über seine ...
Er will ihre Sehnsüchte befriedigen, er will, was der Schlager alles beinhaltet: die Sehnsucht nach Liebe, der Schmerz des Verlassenseins, die Hoffnung auf eine neue Liebe und so weiter und so weiter. Für den Film ist ja ganz wichtig, dass er die Schlager, die er singt, auch genauso meint und auch seine Fans in einem gewissen Sinne auch glücklich macht damit. Und sie haben eine große Freiheit dabei – das darf man hier nicht vergessen. Aber was so interessant ist an ihm: nämlich dass er ein Charakter ist, der auf der einen Seite sein Leben nicht im Griff hat, aber immer wieder dafür kämpft, dass er es in den Griff bekommt. Ich bin nicht an diesen Film herangegangen mit dem Vorsatz: Jetzt will ich endlich ein bisschen zärtlicher sein als in der Vergangenheit. Sondern das hat sich so ergeben, möglicherweise auch unbewusst, aber der Richie Bravo als Filmfigur ist ja nicht der strahlende Held, muss man sagen. Die meisten Ihrer Spielfilme sind Ensembledramen; die Figur des Richie Bravo steht diesmal sehr im Mittelpunkt. Aber auch die anderen Charaktere sind essenziell – der Bruder, der von Georg Friedrich gespielt wird, der demente Vater, die Frauen um ihn herum. Es betrifft ja, wie wir alle wissen, nicht nur Rimini, es betrifft uns alle in Europa und das ist unsere Wirklichkeit, damit müssen wir umgehen. Ist so etwas von Anfang an als Idee da? Ich kümmere mich nicht darum, sondern ich versuche, aus jedem Projekt, mit jedem Film das Beste zu machen, was ich machen kann. Ulrich Seidl: Also die Idee für den Richie Bravo gab der Michael Thomas als Schauspieler vor, weil ich hatte ihn vor langen Jahren einmal auch als Sänger kennengelernt. Gleich am Anfang sehen wir eine derartige Trademark-Ulrich-Seidl-Einstellung, dass in der Pressevorführung ein Raunen durch die Menge ging. Richie Bravo (Michael Thomas) war in den Achtzigern für einen Moment ziemlich weit oben, mit Hits für das damalige Regionalradio. Jetzt tingelt er im Winter durch italienische Urlaubsorte, wo einsame Pensionist*innen ihn noch immer als Schlagergott feiern.