Vor 100 Jahren ist der letzte österreichische Kaiser, Karl I., gestorben. Bis heute wird er vielfach verehrt – und womöglich sogar bald...
Für den Betreffenden ist es unerheblich – wie der bescheidene und fromme Karl Habsburg-Lothringen sicher als Erster gesagt hätte. Dann ging es auf Schiffen Seiner britischen Majestät (König Georg V. war besorgt, dass den Habsburger das Schicksal der Romanows ereilen könnte) die Donau hinab durchs Schwarze Meer und Mittelmeer auf die portugiesische Atlantikinsel Madeira. Dort starb Karl an einer Lungenentzündung, wahrscheinlich infolge der Spanischen Grippe, am 1. Karl wurde in der Abtei Tihany am Plattensee festgesetzt, wo man heute das Fenster gezeigt bekommt, durch das er melancholisch aufs Wasser geblickt haben soll. In Berlin stieß er damit aber auf Granit. Österreich hing politisch, militärisch und ökonomisch schon viel zu sehr von Deutschland ab, um eigene Machtpolitik betreiben zu können. Als ein Brief von ihm an seinen Schwager Sixtus von Bourbon-Parma bekannt wurde, in dem es um einen Separatfrieden mit der Entente ging, musste er einen Canossagang zum deutschen Kaiser Wilhelm II. antreten und Bündnistreue geloben. An der letzten Station vor der Grenze widerrief er alle früheren Erklärungen. Man wird nicht fehlgehen, wenn man in seiner Ehefrau Zita, die einen eisernen Willen gehabt haben soll, die treibende Kraft vermutet. Denn Karl ließ zwar eine Debatte zu, in der eine Fülle von Ideen und Initiativen zur Reform des Vielvölkerstaats geboren, manche dann auch ansatzweise verfolgt wurden. Er hinterließ seine Frau Zita, die bis 1989 leben sollte, und acht Kinder in durchaus prekären Verhältnissen, was weltliche Güter betrifft. Ob auf andere Weise ein gerechter Frieden, eine Demokratisierung des Reichs und eine Besänftigung der Nationalismen möglich gewesen wäre, kann niemand sagen. Der zweite Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, wurde 1914 von serbischen Nationalisten getötet. So rückte unversehens der 1887 geborene Großneffe des Kaisers auf. Für Fabrikarbeiter wurde eine Beschwerdekommission eingerichtet, in der auch Vertreter der Arbeiter saßen. Und als Erstes entfernte der neue Kaiser Franz Conrad von Hötzendorf aus dem Generalstab, schon vor 1914 einer der schärfsten Kriegstreiber. Stattdessen streckte Karl Friedensfühler aus. Der unglückliche Erzherzog Rudolph, Sohn von Franz Joseph und „Sisi“, hatte sich 1889 das Leben genommen. Zu sehr hat sich das Bild des Kaisers Franz Joseph mit seinem weißen Backenbart und buschigen Schnauz ikonisch festgesetzt.
Als gerne gesehener Thronfolger seitens des greisen Kaisers Franz Joseph I. folgte er diesem, nach dem Mordanschlag auf das Thronfolgerpaar Franz Ferdinand und ...
Am 1. April 1922 starb Kaiser Karl I. nur 34-jährig auf der Insel Madeira. Mit dem Tod des letzten Habsburgers am Thron der k. u. k. Monarchie ging die ...
Mit 29 Jahren und nur unzureichend vorbereitet, wurde Karl im dritten Jahr des Ersten Weltkriegs Nachfolger von Kaiser Franz Josef. Er ist ein Politiker des 19. Seine Bereitschaft, den Völkern der Monarchie Selbstbestimmung einzuräumen, ist richtig. Monarchie ging die Österreich prägende Epoche zu Ende. Gerhard Jelineks Doku „Kaiser Karl I. – Mythos und Wirklichkeit: Eine Spurensuche“ (21.10 Uhr) leuchtet die politische Geschichte dieses letzten Kaisers aus: Von der Sixtus-Affäre, dem Völkermanifest, Restaurationsversuchen bis zu hin zu dessen frühen Tod. Aber auch Privates kommt zur Sprache.
Die Seitenkapelle der Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Hügel von Madeiras Hauptstadt Funchal zählt zu den Touristenattraktionen der portugiesischen ...
Er scheiterte und musste in die Verbannung auf Madeira.Aktuell laufen Bemühungen, den Ex-Kaiser in den Status eines Heiligen zu erheben. Mit Klick auf „Anmelden“ aktivieren Sie zu diesem Zweck die Verwendung von Piano und werden über Ihren Browser Informationen (darunter auch personenbezogene Daten) verarbeitet. Karl kam 1887 zur Welt, sein Vater, Erzherzog Otto, war der Sohn eines Bruders von Kaiser Franz Joseph und pflegte ein freizügiges Leben fern der Familie, er starb an Syphilis. Nach dem Selbstmord von Kronprinz Rudolf in Mayerling, rückte Karl dem Thron näher. Denn sein Onkel Franz Ferdinand avancierte zum Thronfolger, aber für die Genehmigung zur Ehe mit der nicht standesgemäßen Sophie Chotek musste er für seinen Nachkommen auf den Thron verzichten. Staatskanzler Karl Renner forderte Karl bei einem Besuch in Schönbrunn auf, das Schloss zu räumen: „Herr Habsburg, das Taxi wartet.“ Wochen später empfing der Ex-Kaiser in Eckartsau den Staatskanzler nicht, weil der sich nicht dem Hofzeremoniell entsprechend angemeldet hatte.Karl verließ mit Familie am 24. Die Seitenkapelle der Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Hügel von Madeiras Hauptstadt Funchal zählt zu den Touristenattraktionen der portugiesischen Insel im Atlantischen Ozean. Blumengebinde geschmückt mit Schleifen in den habsburgischen Farben Schwarz-Gelb und der ungarischen rot-weiß-grünen Trikolore vor dem Gitter der Kapelle und drinnen, wo unter dem großen Kreuz der Sarkophag steht. Oktober 2004 sprach Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom den ehemaligen Kaiser und König selig, einen Mann, der vielleicht des Beste für sein vom Ersten Weltkrieg schwer gezeichnetes und zerbröckelndes Reich wollte, aber zu schwach und zu wankelmütig war, das Richtige zu tun. Der nächste Anwärter war Neffe Karl, der nach der Ermordung Franz Ferdinands in Sarajevo zum Nachfolger von Kaiser Franz Joseph aufrückte. Im November 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, starb der „gute, alte Herr von Schönbrunn“ und Karl, der bisher an den Fronten offiziell Kommandos innegehabt hatte, obwohl ihn dort die Generalität nicht haben wollte, übernahm die Herrschaft im Habsburgerreich. An seiner Seite Gemahlin Zita, eine Prinzessin Bourbon-Parma. Ihr Wille sei ausgeprägter, als der des Kaisers, hieß es. Karl dementierte, es sei alles nur feindliche Propaganda. Allerdings existierte ein Schreiben von ihm, das alles bestätigte, was er bestritt. Kaiser Karl entschärfte umgehend das Militärstrafrecht, soll aber den Einsatz von Giftgas an der italienischen Front gebilligt haben. Hinter dem Rücken des deutschen Kaisers Wilhelm II., dem Verbündeten, vergab Karl fremde Gebiete, sagte Frankreich zu, er werde sich dafür einsetzen, dass das Deutsche Reich Elsass-Lothringen zurückgebe, den Russen sprach er Konstantinopel zu. Und mit der Wahrheit, nahm er es nicht so genau. Hier ruht Karl, der letzte Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Im November 1921 auf diese Blumeninsel verbannt, starb der erst 34-Jährige hier am 1.